Interview mit Bassist Dustin Davidson von AUGUST BURNS RED

(2016)

Mittlerweile ist AUGUST BURNS RED eine der größten Bands der Metalcore-Szene. Ihr Stil aus Anspruch, technischer Finesse, experimentalen Ideen und knüppeldicker Härte kommt auf der ganzen Welt an. Nicht umsonst konnten die beiden letzten Studioalben „Rescue and Restore“ und „Found In Far Away Places“ die Top10 der amerikanischen Billboard Charts knacken. Bassist Dust Davidson steht Rede und Antwort zum aktuellen Werk.

SB: War es für euch komisch bei der Tour mit ASKING ALEXANDRIA mal wieder als Support-Act aufzutreten? Mittlerweile spielt ihr hier ja nur noch Headlinershows.

DD: Ja, schon etwas, weil wir wirklich meistens headlinen. Aber wir wollen als Support vor einem anderen Publikum spielen, welches uns sonst vielleicht nicht live sehen würde. Daher war die Tour auch so aufregend für uns.

Lass uns doch mal über euer aktuelles Album „Found In Far Away Places“ sprechen. Wie würdest du die Platte beschreiben? Was ist der Unterschied zum Vorgänger „Rescue and Restore“?

Es ist eine Weiterentwicklung. Wir sind eine Band, die dem Genre ein paar neue Aspekte hervorlocken will. Jedes Album bringt neue Elemente und neue Sounds. Diesmal etwa die Surf-Rock-Elemente in ‘Identity‘ oder der Western-Part in ,Mayoring The Minors‘. Ich würde sagen, dass das neue Zeug auch noch mal etwas technischer ist. Gleichzeitig macht es extrem viel Spaß. Wir wollen nicht einfach immer wieder das gleiche Album veröffentlichen.

Ihr habt ein paar total abgefahrene neue Elemente im Sound, wie russische Polka. Wie kommt man denn auf sowas?

JB schreibt den Großteil der Musik und kommt mit so Sachen an. Ich habe echt keine Ahnung, woher er solche Ideen bekommt. Ich denke er schreibt, was er fühlt. Ich habe aber echt keinen Schimmer, was ihn da beeinflusst hat. Er hat immer so tolle Ideen. Ich habe aber auch ein paar coole Parts geschrieben, wie der erwähnte Western-Part.

Was hat der Albumtitel zu bedeuten? Was findet man in weit entfernten Orten?

Der Titel kommt von den Lyrics zu ,Majoring The Minors‘. Matt könnte das wohl besser erklären, aber für mich bedeutet es, dass ich mich an Orten wieder finde, die total weit weg sind von wo ich herkomme. Das geht natürlich wegen der Band. Ich mag den Titel und das Cover sehr. Es ist toll und wirklich künstlerisch.

Was ist dein Lieblingssong von der neuen Platte?

Ich habe sogar zwei Favoriten! Ich liebe ,Majoring The Minors‘, wegen dem Westernpart. Da ist auch die Bonustrack-Version wirklich gut geworden. Das sollte man gehört haben, weil wir den Song akustisch spielen. Der andere ist ‘Martyr‘. Wir haben beide Songs im Set und sie machen live wirklich Spaß. Der Song ist wirklich hart und dann ist da dieser melodische und klare Parts. Da sind ein paar tolle Dynamiken drin.

Mittlerweile ist euer Sound schon weit vom aktuellen Metalcore-Sound entfernt. Seht ihr euch überhaupt noch als Part dieser Szene an?

Wir sind schon noch Part der Szene, machen aber unser eigenes Ding. Ich hoffe wir inspirieren und ermutigen andere Bands auch einfach ihr eigenes Ding durchzuziehen und nicht nur Trends zu folgen.

Bei ‘Ghosts‘ singt Jeremy von A DAY TO REMEMBER mit. War er eure erste Wahl?

Er war sogar der einzige Sänger, den wir wollten. Zunächst hatte der Part gar keinen Gesang, aber JB wollte klaren Gesang haben und da wir mit Jeremy und den ADTR-Jungs befreundet sind, war es für uns klar, dass wir ihn haben wollen. Ab und an arbeiten wir gerne mit befreundeten Künstlern zusammen. Hätte Jeremy keine Lust gehabt, dann hätte da auch niemand sonst gesungen. Es ist immer toll mit Leuten aus anderen Genres zu arbeiten.

Vor etwa zehn Jahren habt ihr euer Debüt „Thrillseeker“ veröffentlicht. Wie denkst du heute über die Platte? In eueren Setlisten sind die Songs nur sehr selten vertreten.

Es ist alt, haha! Wir haben uns mit jeder Platte weiterentwickelt, aber es gibt auch Fans, die das Debüt am liebsten haben. Das ist okay, aber wir haben fünf weitere Alben veröffentlicht, die anders klingen und darauf bin ich stolz. Es wäre langweilig gewesen, wenn wir stattdessen fünf mal „Thrillseeker“ veröffentlicht hätten, du verstehst? Wir wären selbst total gelangweilt. Aber es ist lustig zurückzublicken und die Progression zu sehen. Wir sind bessere Musiker und können dadurch heute auch bessere Songs schreiben als damals.

Würdet AUGUST BURNS RED gerne einzelne Songs mit Jake am Mikro neuaufnehmen? Er hat da ja wohl Bock drauf…

Ja, das wäre schon cool. Wir reden da auch immer mal wieder drüber, aber offensichtlich ist bisher noch nichts in der Richtung passiert.

Gibt es einen deiner eigenen Songs, den du überhaupt nicht mehr erträgst?

Wir haben so viele Songs mittlerweile, dass ich sicherlich an einige schon gar nicht mehr denke, weil wir sie nicht live spielen. Aber ich kann dir sagen, dass es etwas langweilig wird den gleichen Song über Jahre hinweg zu spielen. Ich persönlich mag ,Composure‘ und ,Backburner‘ nicht mehr so sehr, aber wir spielen sie halt täglich, weil die Fans darauf abgehen. Aber einen Song den ich nicht mehr mag, ist wohl ,Eternal Candle‘. Der macht mir so gar keinen Spaß mehr.

Text by Sebastian Berning