THE USED Interview mit Sänger Bert McCracken

(2016)

Zwei Abende pro Stadt, jeweils ein Album. Wie läuft die Tour denn so bisher?

McCracken: Wirklich gut! Es ist super unsere ersten beiden Alben auf diese Art zu feiern. Es ist eine wirklich tolle, aber auch emotionale Angelegenheit.

Was mir am ersten Abend aufgefallen ist: Du schreist nicht mehr. Ich habe euch das letzte Mal 2007 auf der „Taste of Chaos“-Tour gesehen und da hast du noch ordentlich gebrüllt.

Ich schreie wirklich seltener, mache das aber schon noch ab und zu. Ich möchte aber meine Stimme schonen. Ich singe wirklich hoch und Brüllen ist da nicht förderlich.

Dafür klingt deine Stimme aber ziemlich gut. Um ehrlich zu sein: ich war sogar positiv überrascht.

Oh, danke! Das ist halt das „Opfer“. Ich kann entweder gut singen oder ich schreie auch, singe dann dafür nicht mehr so gut. Aber ich bin der Meinung, dass Jeph (Howard, Bassist der Band – Anm. d. Ver.) das echt gut macht. Außerdem geht es sowieso eher um den Sing-along, also dass die Fans viel mitsingen. THE USED ist mehr als wir vier Typen auf der Bühne. Die Show solle alle mitreißen und involvieren. Die Leute sollen mitsingen und bestenfalls ihre Stimme verlieren – es ist doch eine Rockshow!

Was mir auch aufgefallen ist, dass du viel zwischen den Songs sprichst und was dazu erzählst. Andere Bands sind da nicht so redseelig.

Es geht halt auch um die Songs. Wenn das wen langweilt, kann er auch gehen. Ich will halt etwas über die Message der Songs erzählen und wie sich das vielleicht in den letzten 15 Jahren geändert hat. Viele Bands spielen mittlerweile komplette Alben und packen da noch fünf oder sechs weitere Songs zu, nur um eine gewisse Spielzeit zu erreichen. Aber ich denke es ist auch wichtig, sich darüber klar zu werden, warum diese Songs so besonders sind. Ich habe die Songs vor 15 Jahren geschrieben und sehe die Dinge heute natürlich anders als damals. Es geht nicht nur noch um mich, sondern um uns alle.

Woher kam eigentlich die Idee zur Tour? Zwei Abende in einer Stadt mit zwei Alben ist ja schon eher ungewöhnlich.

Wir wissen, dass diese beiden Alben vielen Leuten unheimlich viel bedeuten. Und in der nächsten Zeit passiert so viel Neues bei uns, dass jetzt ein guter Moment wäre, doch mal so eine Tour zu machen.

Was mich gestern echt erstaunt hat ist, dass wirklich viele junge Leute im Publikum sind. Kids, die „The Used“ oder „In Love and Death“ damals gar nicht bewusst mitbekommen haben können. Kannst du dir vorstellen, warum THE USED noch immer eine so vitale und relevante Band ist?

Ich denke die Leute wollen ehrliche Musik hören und THE USED ist eben eine ehrliche Band. Viel aktuelle Musik, besonders Pop-Musik handelt von aufgeblasenen Egos und materiellem Besitz, was doch im Leben eigentlich gar nicht so wichtig sein sollte. Wir meinen, dass Musik eine Art Waffe ist, um Leute zusammen zu bringen oder auch um bestimmte Ideen und Ansichten in Umlauf zu bringen. Genau darum geht es THE USED und auch den Fans. Egal, ob du 15 warst als „The Used“ erschien oder fünf. Die Message ist zeitlos: Here I am/It’s in my hands/I’ll savour every moment of this. Das ist schon irgendwo klischeehaft, aber wenn du das ernst nimmst, dann ist das ein besonderes Motto.

Wenn du zurück denkst an die Zeit von „The Used“, welche Erinnerungen kommen dir da als erstes?

Wir haben in den Olympic Studios in London aufgenommen. ‚On My Own‘ und ‚Noise and Kisses‘ dort. Dabei haben wir das Piano benutzt, welches die BEATLES haben. Wir waren eine junge Band und all unsere Träume gingen in Erfüllung. Wir haben unsere Musik mit der ganzen Welt teilen können und waren viel auf Tour.

Was ist denn dein Lieblingssong von eurem Debüt? Hat sich da zwischen damals und den aktuellen Shows vielleicht sogar was geändert? Mein Favorit ist noch immer ‚Bulimic‘.

Das ist echt ein guter Song, besonders, weil er so simpel ist. Es ist ein Song, den man mitsingen will, gleichzeitig hat er eine doch eher brutale Message. Es ist oft gut, wenn man sich von schlechten Dingen trennt. Mein Favorit ist wohl ‚Greener with the Scenery‘. Es macht unheimlich viel Spaß diese Nummer zu spielen. Es gibt so viele komische Parts und meine Stimme miss wirklich viel leisten. Wir haben den aber vor dieser Tour nie live gespielt.

Und bei „In Love and Death“? Was verbindest du mit euerem Zweitwerk? Ihr seid ja als erfolgreiche Band ins Studio gegangen. Da war doch sicherlich etwas Druck.

Es war anders, weil wir die Songs zum Großteil im Studio geschrieben haben. Zu der Zeit ist wirklich viel passiert. Mir selbst ging es schlecht. Ich habe viel mit dem Tod zutun gehabt. Da haben mir die Jungs in der Band echt viel bei geholfen. Auch die Musik hat mir da sehr beim Verarbeiten geholfen. „In Love and Death“ ist daher für mich ein sehr persönliches Album, daher sind auch die Konzertabende, wo wir diese Platte spielen, wesentlich emotionaler für mich.

Wieder die gleiche Frage: Was ist denn dein Lieblingssong von „In Love and Death“?

‚I’m A Fake‘. Es ist unfassbar gut diesen Song live zu spielen. Auch ‚Let It Bleed‘ ist super. Aber ich war aufgeregt ihn zu spielen, weil sich meine Stimme in den letzten zwölf Jahren verändert hat und ich damals extrem hoch gesungen haben. Wie gesagt: Jeph hilft mir beim Schreien aus, so dass ich mich voll und ganz auf den klaren und hohen Gesang konzentrieren kann.

So noch eine letzte Frage: Bald erscheint euer neues Livealbum „Live & Acoustic at the Palace“. Anders als „Berth“ handelt es sich um ein Akustikalbum, oder?

Ja, genau. Das Album erscheint am 1. April. Wir haben ein paar Songs spielt, die sonst nicht im Set sind. Es war cool die Songs mal auf diese Weise zu spielen. Zudem wollten wir schon immer eine Akustikplatte aufnehmen. Das ist so schön roh. Wir haben sogar unsere Verspieler drauf gelassen und nichts im Studio nachgearbeitet.

Text by Sebastian Berning

Interview with the used bass player Jeph Howard