Lantlôs im Turock, Essen am 9.9.15Nach einer etwas längeren Pause betritt dann ALCEST die Bretter. Das französische Quartett hat ein etwas ungewöhnliches Setup: Das Drumkit steht in der rechten Ecke, in der Mitte steht dafür Neiges Gitarrenverstärker. So sieht man es auch nicht alle Tage. Im Hintergrund hängt ein simpler schwarzer Banner, welcher das Logo der Band präsentiert. Nach einem kurzen Intro legen Neige und Co mit ‚Opale‘, der Single von „Shelter“, los. Zunächst geht der Gesang etwas unter, während die Instrumente genauso klar klingen wie beim Support. Da die Vocals auf den Alben allerdings auch nicht wirklich im Fokus stehen, ist dieser Umstand allerdings auch gar nicht so schlimm. Zumal es sich ab dem zweiten Song eh bessert.

Genau wie bei LANTLÔS gibt es bei ALCEST nicht wirklich viel Show. Die Musiker gehen völlig in ihrer Musik auf und verzichten nahezu völlig auf Bewegung. Es wird ein bisschen gelaufen oder manchmal das Haupthaar geschwungen, aber grundsätzlich bleibt man dem Shoegaze treu und starrt nach unten. Auch hier macht das bei ALCEST überhaupt nichts. Am Ende bin ich sogar überrascht wie schnell die 90 Minuten Konzert um sind ohne das wirklich viel passiert ist. Die verträumten Songs reißen den Zuhörer völlig mit und man taucht in nahezu surreale Sounds ein. Daher verwundert es nicht, dass das Publikum eher ruhig ist und andächtig dem Post-Rock ACLESTs lauscht.

Alcest und Lantlos auf Tour

Die Setlist von ALCEST ist ein schöner Querschnitt aus den vier Alben. Ein Hauptaugenmerk lässt sich nicht ausmachen, da von den letzten drei LPs jeweils drei Songs gespielt werden, vom Debüt „Souvenirs D’un Autre Monde“ immerhin noch zwei. Die schwarzmetallische EP „Le Secret“ wird jedoch außenvorgelassen. Wer allerdings darauf wartet, dass Neige gesanglich harscher zu Werke geht, der kann sich immerhin über ‚Percées de lumière‘ freuen, welches eine schöne Symbiose aus (hippem) Black Metal und dem gewohnten ALCEST-Sound darstellt.

‚Autre Temps‘ und ‚Déliverance‘ fungieren als Zugaben des heutigen Abends. Besonders erstgenannte Nummer kann sich über großen Beifall des Publikums freuen. Zweite hingegen beendet den anderthalbstündigen Auftritt. Neige kniet mit seiner Gitarre vor seinem Amp und erzeugt noch ein bisschen Feedback bevor auch er die Bühne verlässt und somit auch die Hallenlichter angehen. An keiner der beiden Bands gibt es irgendwas auszusetzen, allerdings hat mit LANTLÔS noch ein kleines bisschen besser gefallen. Aber das soll ALCEST nicht herabsetzen, immerhin handelt es sich hier um eine der Touren des Jahres im Bereich des intellektuellen Rock/Metal.

Text und Foto by Sebastian Berning