Exodus mit Dew-Scented und Arcania in Essen, Turock am 17. Juni 2015

Exodus mit Dew-Scented und ArcaniaAuf dem Rock Im Revier-Festival habe ich EXODUS leider verpasst, weil ich nicht rechtzeitig in der Veltins-Arena sein konnte. Die verpasste Gelegenheit hole ich jedoch nach etwas mehr als zwei Wochen nach als die Thrash-Altmeister in Essen eine Headlinershow spielen. Das bedeutet, dass ich statt 40 Minuten Best-Of-Set ein fast zweistündiges Konzert der Band erleben kann.

Erste Band des Abends ist die französische Nachwuchshoffnung ARCANIA. Das Quartett spielt modernen Thrash Metal mit einer leichten Prise Melodic Death Metal. Das Turock in Essen ist noch nicht wirklich voll, doch vor der Bühne finden sich immerhin drei beinharte Fans der Gruppe, die ordentlich headbangen. Auf der Bühne passiert nicht wirklich viel, auch ist die Interaktion mit dem Publikum eher gering. Dennoch kann die Band musikalisch punkten. Der modern-melodische Thrash Metal sollte sich nach dieser Tour größerer Beliebtheit erfreuen können.

Wesentlich mehr Fans haben da schon die deutschen DEW-SCENTED. Die Halle hat sich in der Umbaupause ordentlich gefüllt. Als das Quintett die Bühne betritt, merkt man sofort, dass die deutsche Thrash-Institution über die letzten 15 Jahre viele Fans gewinnen konnte. Musikalisch ist man allerdings eintönig. Thrash Metal mit viel Energie trifft auf spärlich eingesetzte Schweden-Tod-Gitarren. Im Grunde gibt es über 40 Minuten nur fieses Geknüppel mit wenig Verschnaufpausen. Besonders die Headbanger in den ersten Reihen erfreut dies. Jedoch wirkt die Truppe sehr sympathisch und so kann man sich den Gig anschauen, nur kommt nicht der Wunsch auf sofort das gesamte Ersparte in die DEW-SCENTED-Discographie zu investieren.

Exodus mit Toxic Waltz und Strike of the Beast

Dann wird es endlich richtig voll im Essener Turock. Es ist kaum noch ein durch kommen im Club möglich, da die gesamte Menge bei EXODUS eine möglichst gute Sicht haben will. Als das Intro zu ‘Black 13‘, dem Opener vom aktuellen Album “Blood In Blood Out“ ertönt, gibt es kein Halten mehr unter den Fans. Ich glaube ich habe selten einen so intensiven Moshpit auf einer Metal-Show gesehen wie heute. Selbst bei vielen Hard- und Metalcore-Shows geht weniger.

EXODUS-Mastermind Gary Holt fehlt zwar auf der Tour, weil er momentan mit SLAYER beschäftigt ist, doch rückt so Gitarrist Lee Altus in den Vordergrund und kann durch viele lässige Posen überzeugen. Auch Neuzugang bzw. Rückkehrer Sänger Steve ,Zetro‘ Souza macht stimmlich wie Performance-technisch eine sehr gute Figur. Der kleine Brüllwürfel stampft über die Bühne und hat sichtlich Spaß dabei wieder mit EXODUS auf einer Bühne zu stehen. Erstaunlicherweise singt er sogar Material, welches die Band nach einem Abgang aufgenommen hat – von Allüren also keine Spur. Dennoch stammen die Hits des Sets deutlich von den ersten drei Alben “Bonded By Blood“, “Pleasures of the Flesh“ und “Fabulous Disaster“. Doch auf “Blood In Blood Out“-Kracher wie ‘Body Harvest‘ oder ‘Salt The Wound‘. Auch die “Tempo of the Damned“-Nummer ‘Blacklist‘ sei an dieser Stelle genannt, die durch einen unheimlichen Groove live absolut drückend kommt.

Die obligatorischen ‘Toxic Waltz‘ und ‘Strike of the Beast‘ runden den knapp zweistündigen Thrash-Marathon ab. Ich war erst skeptisch, ob mich 120 Minuten EXODUS reizen könnten. Nachher ist man immer schlauer: Es war richtig gut!

Text und Fotos by Sebastian Berning

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